Das waren langhaarige Gestalten mit zotteligen Bärten, in Parka und ausgebeulten Kordhosen, mit alten Segeltuch-Schultertaschen. Das seien die Linken, Kommunarden, Revoluzzer. “Rotfront!” und “Sieg im Volkskrieg!” grüßten sie mit erhobener Faust.
Die fand ich toll! So einen als meinen ersten Freund – das wäre aufregend!
Und so gesellte ich mich bald bei einer Kundgebung hinzu, in meinem züchtigen, knielangen Kellerfaltenrock aus der Klosterschule, und als im Anschluss eine kleine Gruppe in der Studentenbude von Uli weiter diskutieren wollte, war ich gleich dabei!
Als wir alle in Ulis Bude auf dem Teppich Platz genommen hatten, schaute ich mich verstohlen neugierig um; schließlich war das mein Erstkontakt mit einer Studentenbude. Alles ein bisschen heruntergekommen, fand ich, aber da hatte er doch zumindest ein schönes Star-Poster an der Wand hängen. Um mich beliebt zu machen, wollte ich es gebührend loben.
“Schönes Poster hast Du da an der Wand, Uli! Wer ist denn dieser ausnehmend gut aussehende Typ?” “Das ist der Che,” sagte Uli, sichtlich irritiert. “Che? Nie gehört. In welchen Filmen hat der denn so mitgespielt?”
Eisige Stille. Alle starrten mich entgeistert an. Dann: “Mensch, sag mal, Gudrun, willst Du uns alle hier veräppeln?”
Noch heute trage ich das Bild in mir, wie ich damals hochrot, stammelnd, versuchte, mich in einer Ecke zu verkriechen.